13 Tausend Kilometer entfernt von Oberschwaben befindet sich im Norden der größten philippinischen Insel Luzon das Dorf Tinglayan. Wenn Sie nun von der Hauptstadt Manila aus nach 16 beschwerlichen Autostunden in dieses Dorf der Kalinga-Provinz gelangen, so werden Sie überrascht sein, dass überdurchschnittlich viele Bewohner Englisch sprechen, dass sie Deutschland kennen und dass für sie Tettnang die wichtigste Stadt dieses fernen und ansonsten unbekannten Landes ist. Wie sich dieses Phänomen erklären lässt ? - Das ist eine bemerkenswerte Geschichte, die im Jahre 1982 beinahe ganz normal begann...
Otmar Holz, einem Tettnanger Urgestein, waren die heimischen Gefilde zu eng geworden und er startete zu einer Reise in und um die Welt. Seine Ziele waren nur grob gesteckt. Sein erstes Ziel waren die Philippinen. Sein Wunsch, Land und Leute zu erfahren, führte ihn weg von den touristischen Pfaden. Die Entscheidung, zusammen mit einem Gleichgesinnten ins Gebiet der Kalingas zu reisen, so erinnert er sich heute noch, war begleitet von
Abenteuerlust und diesem Kribbeln der Angst. Denn diesem Stamm haftete das Attribut an, Kopfjäger zu sein, die nach ihren eigenen Gesetzen handeln, so stand es zumindest noch im Reiseführer. Doch die Wirklichkeit war ganz anders. Am 24. Dezember 1982 kam 0. Holz in Tinglayan an und er fand eine Dorfgemeinschaft, die sich auf das Weihnachtsfest vorbereitete und in die er als Fremder sogleich herzlich aufgenommen wurde. Obwohl enorme Sprachbarrieren vorhanden waren, gaben ihm die Menschen dort das Gefühl, ihrer großen Familie anzugehören. Und er zog mit einer Gruppe von jungen Leuten durch das Dorf, von Haus zu Haus, wo sie bewirtet wurden, wo sie gemeinsam Weihnachtslieder sangen. Vielleicht war es gerade dieses Zusammentreffen der eigenen kindlichen Weihnachtsromantik mit ihrer Verwirklichung abseits jeder westlichen Zivilisation, das in ihm eine Sehnsucht nach Rückkehr hinterließ, die ihn in den verbleibenden 1 1/2 Jahren seiner Weltreise immer wieder zurücktrieb.
Er fand, nachdem er zunächst beim Chef des Dorfes auf der Veranda logiert hatte, eine Familie, bei der er ein Zimmer bewohnte. Er lernte den Leiter der dortigen Missionsstation, den belgiscben Priester Gilbert kennen. Er gewann einen Einblick in die von Traditionen bestimmte Lebensweise des Dorfes. Er erfuhr von den Sorgen und Wünschen der Familien, er stellte fest, dass die Schulausbildung der Kinder daran scheiterte, dass die Eltern nicht in der Lage waren, das jährliche Schulgeld in Höhe von anfangs 110 DM zu entrichten, und er beschloss unterstützend einzugreifen, indem er zwei ihm persönlich vertrauten Kindern den Schulabschluss (High School) ermöglichen wollte. Es kam ihm der Gedanke, dass er vielleicht auch ein paar Freunde für diese Sache gewinnen konnte. Die Philippinen-Hilfe war geboren, zunächst als Idee einer privaten Initiative.